Die Entstehung des Schiffervereins Rekum und Umgegend   

Erinnerungen eines Küstenschiffers, der 50 Jahre in diesem Beruf tätig war.

 

Mit diesen Zeilen möchte ich die Vorgeschichte unserer Kahnschifferei, welche zur Gründung unseres Schiffervereins Rekum und Umgegend führte, noch  einmal in die Erinnerung zurückrufen.

Um die Jahrhundertwende hatten wir in unserer engeren Heimat noch sehr viele Segelkähne für die Frachtbeförderung von den Wesermündungshäfen nach Bremen in Betrieb. Es handelte sich hierbei um hölzerne Schiffe von 60 - 180 t Ladefähigkeit.

Gelegentlich wurden damit auch Fahrten übers Watt von der Weser nach Hamburg, nach der Lühe und Este, zum Beispiel nach Buxtehude mit Gerbstoff für die Lederindustrie, unternommen.

Der Kahnschiffer Albert Otten und viele andere Schiffer aus unserer Gegend haben diese Fahrten ausgeführt. Nicht vergessen wollen wir hierbei Ludwig Mengers, einen der Mitbegründer unseres Vereins, welcher mit seinem Segelkahn „Johanne" fast in jedem Jahr eine Reise durch den Nord-Ostsee Kanal und die Ostsee bis nach Königsberg und Memel machte.  

Diese Fahrten hat er bis kurz vor dem 1. Weltkrieg mit seinem hölzernen Kahn ausgeführt. Auch der Schwiegervater von unserm 1. Vorsitzenden W. Leopold - Johann A. Dallinga – hatte bis zuletzt solch einen Segelkahn. Das Schiff ging aber schon einige Jahre vor dem 1. Weltkrieg durch Havarie verloren und ist dann hier bei uns in Rekum am Strand geendet.  

Schon um 1885 wurden diese Fahrzeuge so nach und nach durch die Schleppkähne ersetzt. Diese Schiffe waren aus Eisen gebaut und auch sehr viel größer. Sie konnten somit eine größere Frachtmenge befördern. Auch für Lagerzwecke waren sie gut zu verwenden, denn sie hatten keine Maschine und somit nur eine kleine Besatzung; 2 - 4 Mann je nach Tragfähigkeit.

Die Reederei Rickmers, welche sich zu damaliger Zeit nur mit Reistransporten beschäftigte, baute auf ihrer eigenen Werft in Wesermünde um die Jahrhundertwende Schleppkähne mit einer Tragfähigkeit bis zu 1400 t. Damit war das Schicksal der viel kleineren und hölzernen Segelkähne die mit zunehmendem Alter sehr reparaturbedürftig waren, für immer besiegelt. Nach und nach verkauften die Eigentümer ihre Schiffe und gingen dann als Schiffer auf die Schleppkähne. Die Schleppschifffahrt nahm bis zum Beginn des Weltkrieges 1914-1918 in einem rapiden Maße zu. Bei Ausbruch des Krieges verkehrten auf der Weser ca. 400-450 Schleppkähne, welche sämtliche Fracht von den Unterweserhäfen nach Bremen und auch, von dort nach Hamburg beförderten. Beispielsweise hatte der Norddeutsche Lloyd allein an die 170 Schleppkähne, die Midgard 50, Unterweser 30, Hansalinie 30, Bugsier 30 Kähne. Dazu kamen noch die Bremen-Mindener und P. V. mit ca. 150 Kähnen. Auf diesen Schiffen waren nun aus unserer Gegend sehr viele Menschen beschäftigt. 

Um die Zusammengehörigkeit zu pflegen und um sich in Not und Krankheitsfällen zu helfen sowie auch einmal im Jahr einen Schifferball zu feiern, hatten sich überall Unterstützungskassen gebildet, z. B. in Bremerhaven bei August Graue, in Bremen beim Gastwirt Hermann Homann und Carl Poppe. Auch in Rönnebeck bei Moll bestand solch eine Schifferkasse. Durch den Ausbruch des Weltkrieges wurde um 1914 so ziemlich alles vernichtet. Unsere Seeschiffe waren verloren und somit mussten wir mit unseren Schleppkähnen nach anderen Verdienst-Möglichkeiten suchen. Unsere Schiffe wurden nun in der Küstenschifffahrt in Nord- und Ostsee beschäftigt. Viele unserer Kollegen suchten und fanden an Land in den Betrieben vorübergehend oder auch für immer Beschäftigung.  

Als dann nach und nach die alte Arbeit wieder für unsere Schiffe einsetzte, kehrten die meisten von ihnen zur Weser zurück. In dieser Zeit fassten nun einige alte Bekannte den Entschluss, hier bei uns die frühere Tradition wieder aufleben zu lassen und einen Schifferverein zu gründen.   

Eine Versammlung wurde am 19. August 1919 beim Gastwirt H. Kühlke in Rekum einberufen und auf dieser die Gründung des Schiffervereins Rekum und Umgegend beschlossen. Zu den damaligen Gründern. gehörten: Heinrich Lohmeyer, Jürgen Baake, Georg- Behrje, Johann Cordes, Heinrich Girzig, Christian Henke, Hinrich Kehlenbeck. Hinrich Rohte, Johann Köhler, August Mayn, Ludwig Mengers, Adolf Rohde, Ludwig Seebeck. Von diesen 13 Genannten leben noch Jürgen Baake und Heinrich Girzig. Eine Ehrentafel mit den Namen der Gründer befindet sich im Klubzimmer des jetzigen Vereinslokals „Rekumer Hof. Nun liegen seit dem Tage der Gründung schon 45 Jahre hinter uns.  Manch schönes Fest haben wir gemeinsam gefeiert und uns in Krankheit und Not gegenseitig geholfen. Wenn auch die Kahnschifferei über kurz oder lang der Vergangenheit angehört, so wollen wir uns doch immer gern dieser Zeit erinnern und in unserem Verein in diesem Geiste weiterarbeiten.